Während der gesamten Schwangerschaft hatte ich nicht das Gefühl schon Muttergefühle zu haben, deswegen hatte ich auch Bedenken, dass sich nach der Geburt bei den Gefühlen auch nicht viel regt. Ich habe bereits in der Schwangerschaft damit angefangen mich mit anderen Müttern zu vergleichen. Mütter, welche öffentlich schrieben, dass sie auf ihr Kind ja so stolz sind, obwohl dieses noch im Bauch gewesen war. Ich habe das nicht verstanden ‘Wie können diese Frauen denn schon Stolz sein? Viel hat das Baby ja noch nicht zustande gebracht..’ war mein Gedanke dazu. Stolz auf meinen Jungen war ich zum ersten Mal, als ihm vom Kopf Blut abgenommen wurde, weil er so tapfer war und kaum geweint hat.
Die denen ich meine Bedenken mitgeteilt habe, haben mich auf den Boden der Tatsachen zurück gebracht, denn sie alle waren der selben Meinung – ‘Diese Frauen wollen doch nur nach außen hin ihren Schein einer perfekten Familie wahren, sicher läuft bei ihnen außerhalb des Internets einiges schief und auch sie machen sich ähnliche Gedanken wie du!’
Auch jetzt 2 Monate nach der Geburt kann ich nicht sagen, ob ich bereits Muttergefühle habe, wie kann man ein Gefühl beschreiben, welches man noch nie gehabt hat? Ich finde meinen kleinen total niedlich und süß und wenn ich das, was ich ihm gegenüber empfinde beschreiben müsste, dann besteht dieses Gefühl hauptsächlich aus Pflichtgefühl und Beschützerinstinkt. Wenn es das nicht ist dann kommt das richtige Gefühl sicher noch.
Auch dieser Gedanke plagte mich während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt habe ich keine Antwort darauf gefunden, denn ich sehe ja wie sich alles entwickelt hat und ich ahne wie es sich weiter entwickeln wird. Ich persönlich würde aktuell nicht in diese Welt geboren werden wollen. Ich hoffe der Kleine nimmt es mir eines Tages nicht übel. Ich möchte hier auf das Thema ‘die Welt ist schlecht’ nicht weiter eingehen, das würde hier sonst sicher in einen elend langen Text ausarten.
Nicht zu wissen was die Zukunft für uns bereit hält und sich dadurch jede erdenkliche Situation gedanklich ausmalen zu können war für mich das schlimmste.
Dadurch, dass wir bis in den 9. Schwangerschaftsmonat hinnein keinen Erfolg bei der Wohnungssuche hatten, war ich 90% der Schwangerschaft über ein ziemlicher Schwarzmaler, deswegen habe ich mir die für mich erdenklich schlimmsten Szenarien ausgedacht:
Das wir bei der Erziehung versagen, aus ihm nichts wird, kein Abschluss, keine Asubildung, keine Arbeit, wird zu früh Vater, wird kriminell, Gefängnis, Schulden, Drogen, die falschen Freunde, wird ein Nationalsozialist, Mitten im Leben, Familien im Brennpunkt, RTL am Nachmittag.
Gerade, weil wir nicht mehr in der besten Gegend von Berlin wohnen, mache ich mir um seine Bildung und Sozialkompetenz sorgen. Ich hoffe darauf, dass wir weggezogen sein werden, bevor er in die Grundschule kommen wird.
Das war also der Großteil meiner psychischen ‘Belastung’ während der Schwangerschaft, vielleicht schreibe ich beim nächsten mal etwas von der Geburt, aber sicher bin ich mir da noch nicht. Lass dich überraschen.
Bis zum nächsten Mal 🙂